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Porträt

Fels in der Unwetterbrandung

Porträt - Fels in der Unwetterbrandung
Hansjörg Hufnagl © Martin Rauchenwald

Hansjörg Hufnagl ist stellvertretender Gebietsbauleiter der Wildbachverbauung Kärnten. Zunehmende Starkniederschläge fordern ihn und sein Team.

01.02.2024

Wie ein riesiges Maul klafft die Baugrube im unteren Waidischtal. Wie um den Rachen auszuputzen, greifen Baggerarme tief hinein. Wundversorgung nach dem Furor. Mit brachialer Wucht hatte in diesem verschwiegenen Winkel Kärntens der Toningraben den Starkregen ausgespien, der im Sommer 2023 Kärnten überschwemmt hatte. „Von der Unwetterkatastrophe war nicht nur ein Ort, sondern waren ganze Talschaften betroffen.“ In der Stimme von Hansjörg Hufnagl klingt auch noch Monate danach die Betroffenheit durch. „Wenn du im Augenblick der Katastrophe in der ersten Reihe stehst, geht es bei den Gefühlen ans Eingemachte.“ Als Verantwortlicher bei der Wildbachverbauung Kärnten hat er in den Katastrophenstäben des Landes auch über Leben und Tod mitzuentscheiden. „Evakuieren oder nicht? Schadstellen und Gefährdungen feststellen. Da hängen Existenzen dran. Einer Familie zu sagen, dass sie das Haus verlassen muss oder gar, dass es verloren ist … Wenn man Empathie hat, ist das brutal. Zwei Wochen waren extrem, fast ohne Schlaf. Auch jetzt gibt es noch evakuierte Familien.“

In Freundschaft und Gemeinschaft

Als Präsident des RC Villach führte der Doktor der technischen Naturwissenschaften und Diplom-Ingenieur für Forstwirtschaft an der Universität für Bodenkultur (Boku) in Wien im Herbst seine Clubfreunde auf Exkursion zu den Bauarbeiten für Schutzmaßnahmen. „Die Kärntner Wildbachverbauung errichtet hier am Pöllingerbach Geschieberückhaltesperren und einen Murbrecher. Das Gegendtal ist eine besonders anfällige Zone. Der Klimawandel bringt zunehmend Starkniederschläge von extremer Intensität, daher müssen wir die Abflusswerte erhöhen.“ Bereits im Sommer 2022 hatte eine gewaltige Gerölllawine zahlreiche Häuser in Treffen zerstört. In einer vorbildlichen Hilfsaktion haben die Kärntner Rotary Clubs damals gemeinsam über 45.000 Euro gespendet. Zusammen mit 7000 Euro über einen District Grant und 25.000 Dollar aus dem Disaster Response Fund der Rotary Foundation half man mit fast 80.000 Euro, unter anderem bei der Sanierung verschiedener Sportanlagen in Arriach und Treffen.

„Einer Gemeinschaft anzugehören, die hilfsbereit zusammensteht für Menschen, denen es nicht so gut geht, macht für mich persönlich Rotary so wertvoll. Ebenso aber auch die Freundschaft. Nur wenn Freundschaft im Club gepflegt wird, ist er auch in der Lage, anderen zu helfen.“ Diesen Spirit habe er als Sohn eines Rotariers beim RC Ried im Innkreis in seiner Heimat Oberösterreich erfahren dürfen, erzählt Hufnagl. „Schon als 13-Jähriger habe ich mich auf Sprachkurs in England bei zwei Clubs vorgestellt. Mit 18 durfte ich sechs Wochen bei Rotarier-Familien in den USA verbringen.“ Als ihn der Beruf nach Kärnten führte, trat er 2006 dem RC Villach bei, „nach einem Jahr gleich als Sekretär“. Als Präsident bereitete er bei einer gelungenen Adventveranstaltung zwei lokalen NGOs unterstützend die Bühne.

Für den Sohn eines Forstwirtes lag für Hufnagl ein Studium der Forstwirtschaft an der Boku nahe, Studienzweig Wildbachund Lawinenverbauung. Den Berufstitel Hofrat kehrt Hufnagl nicht hervor, dafür sprüht umso mehr der Techniker aus ihm: „Bei ersten Praktika-Jahren in Tirol wurde ich Zeuge der Folgen der großen Lawinenabgänge im Ötztal, Kaunertal und Paz naun tal und konnte vor Ort das Lawinengeschehen zurückrechnen. Ein damals mit dem weltweit führenden Unternehmen für Mobilitätstechnologie in den Bereichen Engineering, Simulation und Testing AVL List entwickeltes Modell der Lawinensimulation wird auch heute noch bei der Stabstelle für Lawinendynamik in Innsbruck verwendet.“ Seit 1987 prägt Hansjörg Hufnagl die Wildbachverbauung in Kärnten in den verschiedensten Leitungsfunktionen maßgeblich mit. „Aufgaben der Wildbachverbauung sind sehr vielfältig, von der Gefahrenzonenplanung bis zur Maßnahmenplanung, die wir als technisches Büro mit rund 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auch baulich umsetzen.“ Gutachten in Forst-, Wasser-, Bau- und Gewerberecht setzt Hufnagl obendrauf.

Dreifacher Ironman-Finisher

Als besondere Leidenschaft pflegt Hufnagl einen auch mit einem Magazin unterlegten Erfahrungsaustausch mit Experten in Frankreich, „dem Mutterland der Wildbachverbauung seit dem 19. Jahrhundert“. Kein Zufall, dass die Clubreise 2024 in das Elsass führen wird. Aus Frankreich stammt auch Gattin Véronique, die als Professorin am Centrum Humanberuflicher Schulen in Villach Englisch und Französisch lehrt. Als seine besondere Stärke nennt Hufnagl „Ausdauer – die habe ich hoffentlich auch als Präsident des RC Villach“. Zum Beispiel bei zwei Global Grants, einmal mit dem RC Kempen-Krefeld und mit den befreundeten Clubs RC Gorizia, RC Bamberg und RC Rheintal. Sportlich hat Hansjörg Hufnagl Ausdauer mit Erfolg bewiesen – als dreifacher Ironman-Finisher.

Adolf Winkler

Zum Autor:
Adolf Winkler, RC Klagenfurt-Wörthersee, war Wirtschaftschef von Österreichs zweitgrößter Tageszeitung „Kleine Zeitung“ und Chefredakteur-Stv. der „Kleinen Zeitung Kärnten“. Seit 2023 Geschäftsführer des Wirtschaftsethik Institutes WEISS GmbH in Klagenfurt.


Zur Person: 

Hr Dipl.-Ing. Dr. Hansjörg Hufnagl geboren 1961, stammt aus Ried im Innkreis (OÖ), absolvierte ein Studium der Forstwirtschaft an der Universität für Bodenkultur in Wien, lebt und arbeitet in Villach als stellvertretender Gebietsbauleiter der Wildbachverbauung Kärnten. Verheiratet mit Gattin Véronique. Dem RC Villach gehört er seit 2006 an, derzeit führt er ihn als Präsident.